Fläzer oder Platzhirsch?

Liege, Lümmelwiese oder Lehnstuhl: Auf jeder Sitzgelegenheit kann man unzählige Haltungen einnehmen – und verrät damit viel über die innere Einstellung. Der Psychologe Prof. Dr Alfred Gebert über Körpersprache und sieben Sitztypen.

Der Denker

Nachdenklich, zweifelnd oder schon verzweifelt? Das ist hier die Frage. Kommt darauf an, wie oft und wie lange jemand die Denkerpose einnimmt. Ein paar Minuten pro Tag kann sie durchaus sinnvoll sein. Denn so konzentriert man sich auf seine Körpermitte, auf den Bauch. Oft schafft man es dann, die Lösung für ein Problem zu finden, das einen umtreibt.

Wer jedoch merkt, dass er häufig auf diese Weise in sich zusammensackt, der sollte das als Alarmsignal nehmen. Entweder er neigt schon zu Depressionen. Oder sie entstehen, weil man sich so abschottet, in sich selbst zurückzieht. Die Denkerpose kann einsam machen, sie ist eine Haltung fürs Alleinsein. Aber, wie gesagt, sie sollte besser nicht zur Lieblingsposition werden. Denn Sitzhaltungen können einen Gemütszustand nicht nur ausdrücken, sie können ihn auch beeinflussen. Wer aufrecht und selbstbewusst sitzt, der gewinnt an Selbstvertrauen. Wer in sich versinkt, fühlt sich verlassen und schutzbedürftig.

 

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Der Ängstliche

Ganz klar: die Nummer eins unter den Sitzhaltungen von Bewerbern beim Vorstellungsgespräch. Vorn auf der Stuhlkante, weil man ja überhaupt nicht stören will, bitte schön, und gleich wieder weg ist. Die Anspannung, die der Körper in dieser Position automatisch hat, lässt leicht auf die seelische Verfassung rückschließen: Der Mensch steht unter höchstem Stress, will nichts falsch machen. Wenn man lange in dieser angespannten, anstrengenden Haltung bleibt, fällt man nach vorn vom Stuhl. Das passiert zum Glück selten, weil man automatisch irgendwann eine andere Haltung einnimmt. Oder aufsteht und geht. Wer bei einem stressigen Gespräch merkt, dass er so verkrampft Platz genommen hat, der sollte schnell was ändern: nach hinten auf die Sitzfläche rutschen, den Oberkörper Richtung Stuhllehne kippen und tief durchatmen. Um wieder locker zu werden.

Der Platzhirsch

Wer so sitzt, hat ungern jemanden neben sich. Denn er braucht den Platz auf dem Sofa eigentlich für sich allein. Männer nehmen diese Haltung ein, ganz besonders gern Männer, die im Beruf eine Menge zu sagen haben. Ein typischer Chefsitz also. Für Platzhirsche, die allen klar machen wollen, wer der Boss ist - sie selbst nämlich. Dank der „Platz da!“-Haltung wird das auch der respektloseste Mitarbeiter noch erkennen.

So dominant Männer wirken, wenn sie sich auf ihrem Stuhl, auf dem Sessel oder Sofa so ausbreiten, so seltsam wirken Frauen, die diese Haltung einnehmen. Mag sein, dass das ungerecht ist. Aber wir haben eben über Jahrhunderte gelernt: So sitzt eine Dame nicht. Ein Grund war wahrscheinlich, dass man ihr sonst unter den Rock schauen könnte. Doch auch in Zeiten, in denen sich der Hosenanzug für die Dame längst durchgesetzt hat, ist es immer noch keine gute Idee, wenn sich eine Frau in einer Konferenz oder bei einem Geschäftsgespräch so hinsetzt. Da lachen alle in sich hinein und denken: Weiß die nicht, was sich gehört, oder wie?

 

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Der Fläzer

Wenn man diese Haltung interpretieren will, muss man noch mehr als bei anderen auf den Zusammenhang achten, die Situation, in der sie präsentiert wird. Sollte der Chef so beim Bewerbungsgespräch sitzen, heißt das für den Bewerber: Alle weiteren Bemühungen können eingestellt werden. Die Stelle ist vergeben und zwar an jemand anderen. Denn wem so wenig Respekt gezeigt wird, der wird ganz bestimmt nicht unter Vertrag genommen. Die Haltung vermittelt: Ich bin der Herr im Haus, kann mir hier alles erlauben – sogar, die Füße auf den Tisch zu legen. Und du wirst in eben diesem Haus keinen Fuß unter den Tisch bekommen.

Daheim, im Wohnzimmer, kann das ganz anders sein. Da streckt sich vielleicht jemand auf dem Sessel aus, verschränkt noch die Arme hinter dem Kopf. Ist locker und hätte nichts dagegen, wenn die Partnerin oder der Partner ihm/ihr ein bisschen den Kopf krault. „Komm zu mir, ich bin offen für Zuwendung“ – gut möglich, dass der Fläzer das mit seiner Sitzposition sagen will.

In der Arbeit dagegen, unter Kollegen, bittet man so wohl eher nicht um Zuwendung. Da kann die gleiche Haltung bedeuten: Lass mich in Ruhe, ich will nachdenken und habe jetzt keine Lust auf Büroklatsch.

 

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Das Häschen

Oh Gott, was für ein kleines, ängstliches Wesen! Der Anblick eines Menschen in dieser Sitzhaltung löst Beschützergefühle aus. Weil sie Schutzbedürfnis signalisiert. Da ist jemand eingeschüchtert – entweder von vielen Fremden um ihn herum. Oder von seiner Lebenssituation. Häufig beobachtet man Jugendliche, die so sitzen. Kauernd, wie ein Päckchen, in ähnlicher Position wie der Embryo im Mutterleib.

Seltsamerweise scheinen viele Jugendliche jedoch zu glauben, dass diese Embryonalhaltung auf andere cool wirkt. Weil sie unkonventionell ist. In der Tat würde man so eher auf dem Boden sitzen, nicht aber auf einem Stuhl oder Sessel. Wahrscheinlich haben schon die Neandertaler diese Haltung eingenommen, wenn sie sich auf der Erde niedergelassen haben. Aber zum Sessel passt das einfach nicht. Es sei denn, man schaut gerade einen Krimi im Fernsehen und fürchtet sich.

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Der Pseudo-Lässige

„Hey, ich bin ein echt lässiger Typ. Ist mir doch egal, dass wir hier gerade ein Bewerbungsgespräch führen und ich der Bewerber bin. Mir kann keiner was“ – das ist so ungefähr das, was dieser Mensch rüberbringen will mit seiner Körperhaltung. Das Dumme ist nur: Genau das merkt sein Gegenüber. Dass er lässig wirken will, es aber in Wirklichkeit nicht ist. Besonders deutlich wird das, wenn die Beine so eng stehen, dass die Knie sich berühren. Das kann was Verklemmtes haben. Nicht schön.

Allerdings kommt es hier, wie immer wenn es um Körpersprache geht, sehr auf den Kontext der Sitzszene an. Es kann durchaus sein, dass man sich so auf dem Wohnzimmersofa niederlässt; dann kann aus der Haltung einfach nur Entspannung sprechen. Zum Beispiel, weil man seine Nackenmuskulatur entlasten will.
 

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Die Vornehme

Eine Spitzenposition, die durchaus Würde und Kompetenz ausstrahlen kann. Brust raus, Schultern nach hinten, die Beine locker übereinander gelegt oder parallel nebeneinander gestellt und den Kopf in leichter Schräglage – das wirkt aufmerksam und elegant. Viele Business-Frauen sitzen so. Und wer ein Idealbild braucht für die vornehmste Variante dieser Körperhaltung: Sabine Christiansen beherrscht sie in Perfektion.

Allerdings kann man mit fast der gleichen Haltung auch Abwehr oder Verkrampfung signalisieren. Etwa, wenn man nicht nur ein Bein über das andere schlägt, sondern auch noch den Fuß des oberen Beins um den Knöchel des anderen wickelt. Oder wenn man die Schultern hängen lässt, quasi in sich zusammensackt. Spricht für mangelndes Selbstbewusstsein. Noch schlimmer: der Möchtegern-Vornehm-Sitzer legt ein Bein auf dem anderen ab, so dass es parallel zum Boden ausgerichtet ist. Wenn er (oder sie) dann noch die Arme vor der Brust verschränkt, zeigt das: „ich will nichts an mich heranlassen. Ich will nichts sagen und auch nichts gefragt werden.“
 

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