Eine Betrachtung von Oliver Herwig
Die große Freiheit
Trio wird 50.
Über Kanten und Kapriolen
eines jung gebliebenen Klassikers.
Die große Freiheit, das war Anfang der 70er Jahre auch eine Absage an harte Lehnen und jede Form von Geradesitzen. Lümmeln, fläzen und abhängen waren angesagt. Mittendrin und untendrunter: Liegelandschaften aus Schaumstoff, auf der Gäste eine gute Figur abgaben und sich Familie und Freunde einkuscheln konnten.
Die Form: geradlinig und klar.
Augenzwinkernd könnte man sagen, die angenehme schweizerische Unaufdringlichkeit kontrastierte hervorragend mit den expressiven Doppelnähten, mit denen sich die einzelnen Teile voneinander abgrenzten. Und natürlich sofort wieder verbanden. Denn Wandelbarkeit ist das Kernzeichen von Trio.
Kuscheliger Klassiker
50 Jahre hat Trio nun auf dem Buckel und – offen gestanden – sieht man / frau es Trio nicht an. Die klare Form besticht nach wie vor, da ist eine selbstverständliche Präsenz im Raum, die Volumen und Proportionen nahbar macht, als hätten Franz Hero und Karl Odermatt mit der Betonsäge ein Stück Architekturbrutalismus ausgesägt und in einen kuschligen Umhang gehüllt.
Trio verbindet Welten,
die sonst eher getrennt waren. Daher werden ihm auf besondere Weise Paradoxa gerecht, etwa: blockhafte Flexibilität.
Oder: Bescheiden, aber selbstbewusst.
Oder: Kissen statt Mechanik.
Im Wandel der Zeit...
Sich treu geblieben, das ist Trio. In Ordnung es sei inzwischen etwas größer geworden seien, sagt Leo Lübke. Von der erfrischenden Präsenz ist aber noch alles da. Diese Präsenz lässt sich erfühlen und erliegen, erlümmeln und erträumen. Der Klassiker lebt.